… auf dem Mettlihof am 4. Mai 2016


Fotos: Rahel Sprunger
Bericht: Marianne Jaggi

Betriebsbesuch bei Familie Itin, Maisprach

Weil eine Schwalbe noch keinen Frühling macht, haben wir uns speziell einen Betrieb ausgesucht, der viele Schwalben beherbergt. Und siehe da, die Familie Stefan und Angelika Itin durfte an diesem herrlichen Frühlingsabend rund 50 Interessierte begrüssen.

Der Hof der Familie Itin liegt an sonniger Lage am Abhang des Sunnenbergs über dem Dorf Maisprach. Itins bewirtschaften den Betrieb bereits in zweiter Generation nach den Richtlinien des biologischen Landbaus. Auf dem Hof arbeiten das Betriebsleiterehepaar Stefan und Angelika Itin, der Festangestellte Ralf Keller und in der Hauptsaison zusätzlich ein Zivi oder ein Praktikant.

Nachdem es 1980 im Dorf definitiv zu eng wurde, entschied sich die Familie für eine Aussiedlung. Mit einem Anbindestall für 18 Kühe, 15 ha Land startete die Familie am Sunnenberg. Die Kuhherde wuchs auf 28 Tiere und der Platz wurde knapp. Der Umbau des Anbindestalls in einen Laufstall wurde 1997/98 in Angriff genommen. Leider war es nicht möglich das Milchkontingent zu erhöhen, deshalb suchte die Familie nach einer zusätzlichen Einkommensquelle. Die Produktion von Schafmilch schien eine interessante Nische zu sein.

Heute sind die aktuell 63 Milchschafe ein wichtiger Einkommenszweig. Sie wohnen im oberen Teil des Stalles. Die Decke des Laufstalles für die 20 Brown Swiss Milchkühe ist betoniert. Deshalb kann der Stall zweistöckig genutzt werden. Der Vorteil, dass alles sehr nahe beieinander ist, wird vom Betriebsleiter sehr geschätzt. Im Stall selber befinden sich 300 m3 Siloraum. Mit einem Greifer kann das Futter bequem entnommen werden. Die Schafe und die Kühe werden von zwei Personen gleichzeitig gemolken. Auf der einen Seite stehen die Schafe in der 12er Domino-System-Melklinie. Vis-à-vis haben jeweils 4 Kühe im Fischgrat-Melkstand Platz. Die Besucher waren sich einig, dass es selten einen Stall gibt, der die verfügbare Fläche so effizient ausnutzt. Auch den vielen Schwalben scheint es hier zu gefallen.

Die Lacone-Schafe erzielen eine Leistung von 300 bis 350 Liter pro Laktation (300 Tage). Der Preis pro kg Schafmilch liegt bei sehr guten Fr. 3.–. Leider entstehen momentan grosse Schafmilchställe, welche von gewissen Molkereien gefördert werden. Der Preis für die Milch steht unter Druck und die Zukunft ist ungewiss. Familie Itin lässt 1/3 der Milchproduktion veredeln und verkauft den Schafkäse direkt in ihrem Hofladen. Schafmilch lässt sich problemlos tiefkühlen, da sie eine andere Eiweiss- und Fettsäurestruktur hat als Kuhmilch. Die tiefgekühlte Milch wird einmal im Monat in den Verarbeiterbetrieb im Zürcher Oberland gebracht. 2/3 der Milch wird ab Hof abgeholt. Die männlichen Lämmer werden an einen Mastbetrieb verkauft, ein Teil des Fleisches wird im Direktverkauf abgesetzt. Ca. 20 weibliche Lämmer werden für die Nachzucht behalten.

Die Kühe erzielen eine Leistung von 4‘500 bis 5‘000 kg Milch pro Laktation. Sie haben Auslauf auf Naturwiesen und sind auf Weidebeifutter angewiesen um eine „anständige“ Leistung zu erbringen. Die Aufzucht erfolgt nicht auf dem Hof. Die Besucher durften die saftige Futtermischung oberhalb des Bauernhauses begutachten. Ackerbohnen, Wicken, Erbsen und Hafer wurden ausgesät und sind prächtig herangewachsen. Ende Mai wird dieses Feld siliert und die Gras-Untersaat kommt dann zum Zuge. Die Mischung liefert die Garantie für genügend Futtervorrat. Im Sommer ist der Hof, bzw. die Weiden oft von Trockenheit betroffen, da es an dieser Südlage gerne heiss herniederbrennt. Ein weidetauglicher Rotklee (Pastor) wird auf dem Hof momentan geprüft. Auch scheint der feinblättrige Rohrschwingel geeignet zu sein.

In der herrlichen Abendsonne haben die Besucher gerne den Blick schweifen lassen. Die blühenden Obstbäume in der 25jährigen Obstanlage werden laut Stefan Itin schon bald von einer neuen Anlage abgelöst. Das Obst dieser Bäume wird in der Direktvermarktung abgesetzt. Die vereinzelten Kirschbäume werden als Schattenbäume für die Tiere geschätzt, da der Bio-Kirschanbau sehr schwierig ist. Vor 40 Jahren war das noch nicht so, weil man die Kirschessigfliege und die Krankheit Monilia nicht kannte.

Damit die Aufzeichnungspflicht für die Bio-Kontrolle auf diesem vielseitigen Betrieb etwas mehr Spass macht, hat Ralf Keller das Wiesenjournal und den Feldkalender auf einem ausgedienten Kalender Monat für Monat so aufbereitet, dass alle Eintragungen effizient an einem Ort erledigt werden können. Die Formulare wurden vergrössert und mit betriebsspezifischen Spalten ergänzt. Ende Jahr wird sich herausstellen wie benutzerfreundlich diese Idee ist J.

Das Team Itin ist eingespielt, motiviert und aufgeweckt auf dem Weg. Davon konnten sich die Besucher überzeugen. Die interessante Führung endete beim Einnachten in der hübsch hergerichteten Scheune. Aromatische Käsesorten aus Schaf- und Kuhmilch waren nur ein Teil des reichhaltigen Buffets. Auch Schafmilch durfte degustiert werden.

Wir danken der Familie Itin-Haas für die Gastfreundschaft!


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