… auf dem Hinter Erzberg am 25. Mai 2016

Bericht und Fotos: Marianne Jaggi

Betriebsbesuch bei Familie Hofmann, Hinter Erzberg, Ramiswil

Rund 40 Interessierte haben sich am 25. Mai 2016 auf den Weg über den Passwang oder durch s’Guldental gemacht um die Familie Hofmann zu besuchen. Der Hof Hinter Erzberg liegt in unmittelbarer Nähe der Scheltenpasshöhe auf 1‘050 Metern und gehört politisch zur Gemeinde Ramiswil.

Einen Jura-Bergbetrieb zu bewirtschaften heisst, viele Höhenmeter zu bewältigen. Die 62 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche liegen zwischen 900 bis 1‘200 Metern. Sonn- und Schattseiten wechseln sich ab. Da gibt es lehmigen, aber auch felsigen Untergrund. Wie die Flächen zu bewirtschaften sind verlangt ein gutes Gspüri. Dieses hat Simon Hofmann von seinen Eltern mitbekommen. 1999 konnten die Eltern von Simon den Hof Hinter Erzberg erwerben. Seit 2013 sind Simon und Manjana Hofmann die Betriebsleiter und setzen ihr Wissen in die Praxis um. Die junge Generation wächst auch schon heran. Die Hoffassade wird geschmückt von farbigen Schildern mit den Namen Lena, Jonas und Aylin.

Bestimmt sind die neun neugierigen Ziegen und die beiden Esel beste Kollegen der Hofkinder. Sie sind aber nicht nur zur Freude da. Sie „mähen“ die stotzigen Weiden am Südhang und rücken kleinen Sträuchern zu Leibe. Die etwas flacheren Weiden werden von den 24 Mutterkühen gepflegt. Hofmanns halten verschiedene Rassen. Limousin, Simmentaler, Original Braune, Hinterwälder, Aubrac und Binzgauer ergänzen sich farblich sehr schön. Die Zuchtziele sind Langlebigkeit, Fruchtbarkeit und robuste Klauen, dann auch eher leichte Tiere für die steilen Weiden. Natürlich hätte man für den Metzger dann lieber etwas schwerere Tiere ;). Die Weidebeefs erreichen zu 70% Typ C. Hofmanns setzen KB ein und verzichten auf einen eigenen Muni. Die Tiere werden ohne Kraftfutter gehalten. Im Sommer steht die Weide auf dem Menüplan. Im Winter wird Grassilage und Heu gefüttert. Die Winterfütterung macht dann das durchaus möglich knappe Weideangebot im Herbst wieder wett. Die Weiden am Südhang können stark unter der Hitze und Trockenheit leiden.

Für den Futterbau werden die Weiden einmal gemäht, danach sind die Kühe an der Reihe. Der Hof Hinter Erzberg verfügt über 34 Hektaren Dauerweiden und 28 Hektaren Futterfläche, die bis zu drei Mal gemäht werden. 40% der Gesamtfläche von 62 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche sind Ökofläche und werden nicht mit Jauche versehen. Die Artenvielfalt der BFF 2 Flächen (Biodiversitätsförderflächen Stufe 2) erfreuen den Menschen mit seiner Blumenpracht. Die Gusti haben wohl einen anderen Bezug zu diesen mageren Weideflächen, müssen doch ein paar Blüemli und Kräuter mehr gefressen werden, um satt zu werden ;).

Simon Hofmann schätzt die gute Zusammenarbeit mit dem Förster. Der Hof ist im Besitz von 35 Hektaren Wald. Grosszügig angezeichnete Holzschläge an den Waldrändern sind gut für die Weiden und die Landschaftsqualität. Zudem ist mit dem Holzschlag die Winterarbeit gesichert. Hofmanns ernten in ihrem Wald pro Winter ca. 150 Ster Brennholz für einen Händler in Aesch und den Direktverkauf. Dann fallen noch 50 bis 100 Kubikmeter Sägeholz an und etwas Hackholz.

Den Hofrundgang schlossen wir beim Gehege der Wollschweine ab. Diese Ur-Sau hat es Hofmanns angetan. Die Tiere sind zu jeder Jahreszeit draussen. Im Winter sind sie in ihrem Stall auf dem Laufhof, im Sommer auf der Weide. Simon Hofmann meint, dass sie wetterfester seien als der Bauer. Eine Muttersau wirft sechs bis zehn Ferkel. Ein Jahr verstreicht, bis die Schweinchen den Metzger kennen lernen. Sie wachsen also langsamer und werden nur halb so schwer wie eine „normale Sau“. Das Fleisch ist deshalb sehr aromatisch und der Speck ein Gedicht. Manjana Hofmann vermarktet das Fleisch direkt ab Hof und in ihrem schmucken Hoflädeli. Ein Lädeli an dieser abgelegenen Lage? Ja natürlich, weil viele Ausflügler über den Scheltenpass fahren oder wandern. Das Lädeli verführt seit rund drei Jahren zu einem Einkauf mit vielen selbstgemachten Köstlichkeiten. Die Selbstbedienung funktioniert sehr gut, deshalb macht dieses Hofprojekt auch Spass.

Das Entzücken über die herzigen Söili ist dann etwas später in der Scheune in anders gelagerte Begeisterung umgeschlagen. Hofmanns haben uns mit hofeigenen Würstli und leckeren Wollschwein-Spezialitäten buchstäblich den Speck durch den Mund gezogen.

An dieser Stelle danken wir nochmals für die Gastfreundschaft und den Einblick in den interessanten Betrieb.


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